Im Rahmen einer Ausstellung der Lokalen AGENDA 21 Mainz in einem der Fenster des Finanzamtes (wo ein Forum für gemeinnützige Gruppen aller Art ist) hingen im April 04 diese Bilder, eines in groß als Beispiel.
Man muss sich eben einrichten
Ohne Auto kannst Du
einfach nicht auskommen.
Das Leben ist nun mal Risiko.
Früher gab's stattdessen Wölfe.
Da sind die Leute
noch viel früher gestorben!
Cholera, Lungenentzündung,
weg waren sie.
Und der Gestank auf den Straßen!
Überschwemmungen,
weg war die Ernte, damals, bei uns.
Uns geht's doch gut
hier in Europa.
Sollen sie sich doch selber
um Straßen und Konjunktur kümmern
in Afrika.
Man kann nicht alles immer
auf das Klima schieben.
Kyoto ist was für die da oben.
Was juckt mich
das Ce-o-zwei von morgen?
Heute will ich zur Arbeit
und zwar flott.
Und ins Grüne, raus aus dem Mief,
wie die anderen auch.
Gleiches Recht für alle.
Für alle Menschen.
Für alle mitteleuropäischen Menschen
und Nordamerikaner.
Für alle wohlhabenden
Mitteleuropäer und Nordamerikaner.
Es funktioniert doch!
Jo Gnadenlös, 2004
Mit den Autos in Frieden leben
Begrüßungsrede des Ortsvorsteherkaters an die
Versammlung
Sehr
geehrte Katzen, sehr geehrte Kater,
ich darf Sie zu unsrer dieswöchigen
Versammlung begrüßen und mich für die Ehre bedanken, diesmal die einleitenden
Worte sprechen zu dürfen. Die jüngsten Ereignisse – wir vermissen schmerzlich
unseren Kollegen Schmuserle – zwingen uns immer wieder, uns mit dem Thema
„Katze und Auto“ auseinander zu setzen.
Besonders
die jüngere Generation fordert immer wieder die aktive Bekämpfung des Autos in
unserer Gesellschaft. Wir alle verstehen diesen - oft von ungreifbaren
Ohnmachtsgefühlen getragenen - Wunsch, ja den Auftrag, die Sendung dieser
jungen revolutionären Generation. Ihre Ängste und Nöte sind uns Älteren
wahrlich nicht fremd. Die Sorgen der Mütter um ihre Kinder, der Blick in eine
ungewisse Zukunft: wen hätte das nicht schon hundertmal berührt, wenn er am
Straßenrand saß.
Aber
Freunde, machen wir uns klar, auf was wir verzichten würden, machen wir es vor
allem jenen klar, die den Fortschritt verteufeln, ja oft ohne zu merken, dass
sie ihn ebenso nutzen wie wir alle.
Wo
würden wir uns gegen die plötzlichen Regenfälle schützen, wenn nicht unter einem
Auto? Wer möchte heute den Unterboden in unmittelbarer Nähe zum Garten, ja
mehrere in jedem Revier, missen?
Wo
blieben wir denn, wenn wir bei jedem Hund, bei jedem Kind auf einen Baum
klettern müssten? Diese unsägliche stressreiche Anstrengung vor allem für
Ältere und Schwangere unter uns, immer mit dem hohen Risiko des Misserfolgs.
Und vor allem: Wo wollten wir denn die Bäume hernehmen? Die Zeit der Bäume an
jeder Straßenecke ist vorbei, die Baumlandschaft kann uns kein sicheres Netz
mehr knüpfen.
Schließlich
der Komfort, von unter dem Auto heraus zu bobachten, welchen Menschen man sich
nähern kann und welchen nicht, die Austeilung von Futter, Zuwendungsversuche
mit Reden und Spielzeug in aller Ruhe abwägen zu können, bedeuten einen
Gewinn an Lebensqualität, den doch niemand mehr missen möchte.
So
will ich solche Luxuserrungenschaften wie das Braten auf dunklen Lacken oder
die Wärmestube im Radkasten nur noch der Vollständigkeit halber erwähnen, ohne
dem zu großen Wert beizumessen.
Das
alles, meine lieben Freunde, heißt „Fortschritt“. Und Fortschritt fordert seine
Opfer, das war zu Zeiten der Einführung von Wurmkur, Dosenfutter und Seuchenimpfung
schon nicht anders. Und? Man hat sich daran gewöhnt, zu recht. So müssen wir
eben in Kauf nehmen, dass Autos eben nicht nur stehen, sondern auch ab und zu
losfahren, dass sie uns unberechenbar plötzlich überfallen können. Aber tun
das nicht Erbeben auch, oder Wassereimer? Käme es uns in den Sinn, dagegen
protestieren zu wollen? Wollen wir das im Falle des Autos tun? Nein, und wir
können es auch nicht, weil wir mit unserem gesamten Lebensstandard zu abhängig
sind. Wir müssen akzeptieren lernen, dass die beklagenswerten Opfer, die aus
unserer Mitte gerissen werden, unvermeidlich sind. Fortschritt bedeutet: weniger
Tote durch Kälte, Nässe, Hunde, aber eben auch die Tatsache, dass – nicht
zuletzt wegen der Ausrottung dieser vorgenannten Übel! – das Überfahrenwerden
die Todesursache Nummer eins unter Katzen geworden ist. Zugegeben, die
durchschnittliche Lebensdauer ist stetig im Sinken begriffen, aber was sagt
schon eine Statistik? Was zählt die durchschnittliche Lebensdauer gegen ein
solch behagliches Leben?
So
möchte ich also diese Versammlung eröffnen mit der Anregung, ein positiveres ja
sogar zutraulicheres Verhältnis zum Auto zu entwickeln: Auto ist Fortschritt,
wir wollen ohne ihn nicht leben!
Ich
danke Ihnen.
Autorin: Kati Buchers 2001
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